Vereinschronik KTZV 1900
Waldhof
„
Die Goggelrobber “ Mannheim-Waldhof
An der Schwelle des 20. Jahrhunderts, am 24 August 1900 trafen sich die beiden begeisterten Kleintierzüchter Philipp
Bausch und Josef Klingelmeier in der Gaststätte „Deutscher Michel“ in Mannheim Waldhof, um den Kleintierzuchtverein 1900 ins Leben zu rufen.
Auf dem Waldhof gab es damals viele Einwohner die Kaninchen und Geflügel in Stallungen bei ihren Wohnungen züchteten. Um diesen
Züchter die Möglichkeit zu bieten, ihrem Hobby in geordneten Bahnen nachzugehen, wurde der
Kleintierzuchtverein 1900 „Die Goggelrobber“ Mannheim-Waldhof geschaffen. So war es nicht verwunderlich, dass bald ein großer Zustrom an Interessenten einsetzte. Zu den ersten zählten die
Züchter: Ahl, Schwinn, Weingärtner,
Robert, Kleber und Probeck. Es kamen aber auch Interessenten, die nicht die Möglichkeit hatten, zu Hause zu
züchten. Bald hatte der Zuchtverein eine stattliche Anzahl an Mitgliedern. Deshalb ging die Vorstandschaft auf die Suche nach einem geeigneten Gelände, um dem Verein eine Zuchtanlage zu
erstellen. Nach langen Verhandlungen konnte von der Spiegelmanufaktur hinter der Wachtstraße ein Stück Land gepachtet werden. Dort wurde im Jahre 1904-1905 eine Zuchtanlage mit 20 Stallungen
errichtet. Das Gelände erstreckte sich vom Eingang Altrheinstraße bis zum östlichen Ende, des heutigen Luftschutzbunkers.
Bis Ausgang des Ersten Weltkrieges
änderte sich an dieser Zuchtanlage nichts mehr.
Ende des Jahres 1918 musste die Anlage um ein Stück Gelände (vier Anlagen) an die Spiegelfabrik
zurückgeben.
Nach dem Ersten Weltkrieg,
als die heimgekehrten Soldaten wieder Kleintierzüchter sein durften, sah sich der Verein einem erneuten Mitgliederzuwachs ausgesetzt, sodass die Zuchtanlage bald zu klein war. Viele
Mitglieder standen auf einer Warteliste, um einen Zuchtplatz zu bekommen. Der Vorstandschaft, die jetzt schon
zwanzig Jahre von Philipp Bausch geführt wurde, gelang es ein weiteres Stück Gelände von der Spiegelfabrik zu pachten (Vertrag
von 08.03.1921). Die Zuchtanlage wurde erweitert bis zur Höhe des Hauses Wachtstraße Nr. 25 (heute Haus Jaitner). Nun konnte
der Verein über insgesamt 32 Zuchtparzellen verfügen.
Die Anfragen und Bewerbungen um aktive Mitgliedschaft hielten weiter an, und steigerten sich noch, nicht zuletzt, weil es mehr und mehr Tierhalteverbote in den häuslichen Bereichen gab. Die
Vereinsführung musste sich nach weiterem Terrain umsehen.
1929 pachtete der Verein ein größeres Fläche von der Stadt Mannheim. Dieses Gelände befand sich am Speckweg,
gegenüber der Draiswerke. Nach Erstellung dieser Zuchtanlage verfügte der Verein über 60 Zuchtparzellen, die an die
Mitglieder vergeben werden konnten.
In oben genannter Zeit wurden die
Lokalschauen des Vereins in Waldhörner Gaststätten und der Turnhalle der Waldhofschule durchgeführt. Unsere damaligen Zuchtfreunde
brachten ihre Tiere stolz zu den Ausstellungen, um mit ihren Freunden um den besten Rammler, Hahn oder Henne in einen Wettstreit zu gehen.
Aber über allem züchterischen Kampfgeist stand immer die Kameradschaft. Die „Goggelrobber“ wie der Verein von den
Waldhöfern
liebevoll genannt wurde, war eine große Familie.
Der Zweite Weltkrieg
warf schon 1938 seine Schatten über das Vereinsleben. Ein Luftschutzbunker, an der Wachtstraße wurde erbaut. Für diesen Bauplatz musste der Teil der Zuchtanlage, der in den
Jahren 1904-1905 gebaut worden war weichen.
Der Verein hatte aber schon 1937 ein weiteres Stück Gelände von der Spiegelfabrik gepachtet (Vertrag vom 12.03.1937).
Die Anlagen der Wachtstraße hatten nun das Ausmaß von 5 950 m², Pachtzins 120,- RM
/ Jahr. Das neu hinzugekommene Gelände wurde in um 1938-1939 bebaut.
Der nun einsetzende Zweite Weltkrieg
machte allem ein jähes Ende. Von Züchten und züchterischem Wettstreit konnte keine Rede mehr sein. Von den daheim gebliebenen Züchtern oder Züchterfrauen, wurde lediglich das nötigste getan,
um am Ende etwas für den Kochtopf zu haben. Durch Fliegerangriffe wurden sechs der Anlagen durch Brandbomben zerstört.
1945 wurde der Kleintierzuchtverein, wie fast alle Vereine von den Besatzungsmächten verboten. Im November 1945 regte
sich der „ Goggelrobber-Geist“ wieder.
Die Zuchtfreunde Karl Eck und Erwin Büchler wurden von den
Mitgliedern beauftragt, mit den amerikanischen Besatzern zwecks Neugründung des Vereins zu verhandeln. Nach langen Verhandlungen und Bemühungen kam es zum Erfolg.
Am 5 Dezember 1945 konnten im Gasthaus „ Zum Weinberg“ die
Zuchtfreunde Karl Eck und Erwin Büchler zum ersten und zweiten Vorsitzenden gewählt werden. Die „ Goggelrobber“ waren wieder
da!
Die nun folgende Zeit kann man als die härteste und
schwierigste in der Vereinsgeschichte bezeichnen. Es gab kein Futter, keine Zuchttiere und kein Baumaterial. Es fehlte an allem. Aber es ging langsam und stetig wieder aufwärts.
Karl Eck führte den Verein bis 1949, er wurde von Erwin Büchler abgelöst.
1953 wurde Oskar Braun Vorstand. Oskar Braun führte den Verein lange Zeit mit großem Geschick. Unter seiner Führung wurde
1953 der Bau der Vereinshalle begonnen und durchgeführt. Der Hallenbau war notwendig geworden, da sich die Verwaltung Mannheim nicht mehr bereit erklärte die Turnhalle der Waldhofschule für
Lokalschauen, vermieten. Zwei Viehhallen des städtischen Schlachthofs, die zum Abbruch standen, wurden von der Stadt erworben, abgebaut und auf den Waldhof transportiert. Davon wurde eine
schöne, große und heute noch genutzte Scheuer am Eingang Altrheinstraße, in Eigenarbeit erstellt. Jetzt hatte der Verein eine eigene Halle und konnte seine Ausstellungen ohne Sorge
durchführen.
Auch züchterisch ging es weiter voran. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass 1953 siebzehn Aussteller des Vereins auf der nationalen
Geflügelschau in Frankfurt vertreten waren. 1954 wurde der Verein amtlich in das Vereinsregister eingetragen. In dieses Jahr fiel auch die Gründung der
Frauengruppe.
Der Mitgliederstand 1954 umfasste 145 Zuchtfreunde. 1956 kandidierte Oskar Braun nicht mehr zum ersten
Vorsitzenden. Rudolf Neubert wurde in der Jahreshauptversammlung 1956 gewählt.
In der Zeit von 1956-1958 wurden Ausstellungskäfige gekauft und ein zerlegbares Festzeltgerippe angefertigt.
Diese Anschaffungen belasteten den Verein finanziell stark, durch Mitgliederspenden konnte diese Hürde jedoch übersprungen werden.
In der Hauptversammlung am 29.12.1957 wurde eine neue Parkordnung vorgestellt und angenommen. Oskar Braun wurde erneut mit der Führung des Vereins betraut. In dieser Zeit wurde auch der
Brauch, Kindergärten mit Eierspenden zu überraschen eingeführt. Fernerhin kam das beliebte Ostereiersuchen der Vereinskinder dazu. Überhaupt wurde das Gesellschaftsleben im Verein sehr
gepflegt.
Jeden ersten Samstag im Monat wurde im Waldhörner Gasthaus „Deutscher Michel“ eine Versammlung abgehalten, die Monatsversammlung. Züchterisch wurde unter den beiden Zuchtwarten Bernd Sundermann (verantwortlich für Kaninchen) und
Erich Obert (zuständig für Geflügel) hervorragende Arbeit geleistet.
Im Juli 1963 starb Oskar Braun. An seine Stelle trat der damalige zweite Vorstand Roland
Strasser, der dann auch in der Generalversammlung vom 06.01.1964 im „Deutschen
Michel“ bestätigt wurde.
Im Frühjahr 1965 konnte in der Zuchtanlage 1 (Altrheinstraße), die Wasserleitung
fertiggestellt werden. Von nun an hatte jeder Züchter fließendes Wasser. Ein entscheidender
Fortschritt in der Geschichte des Vereins. Es ist zu betonen, dass die gesamten Arbeiten hierzu von den Mitgliedern selbst ausgeführt wurden.
1966 wurde die „Grüne Hütte“ erstellt. Das Protokoll vom 06.01.1967 berichtet von Tag- und
Nachtarbeit. Von nun an hatten die Mitglieder ein Vereinshaus. Die erste Monatsversammlung im neuen Vereinsheim fand am 04.05.1968 statt. 1967 wurde Fritz
Thielen erster Vorsitzender.
Zusammengefasste Daten aus dem Jahre 1966: Bau einer vorschriftsmäßigen Toilette. Vor der grünen
Hütte wurde eine Betonplatte fertiggestellt. Ripper und Sproß wurden Kreismeister bei den
Kaninchen. In den Gewinnerzuchtanlagen wurden rund 461 Kaninchen und 376 Hühner gehalten.
Beim Sommerfest kostete der Liter Bier 1,40 DM
1968 wurde Roland Strasser wieder zum 1. Vorsitzenden gewählt. Die Zuchtanlage 1 konnte an
die Stadt. Stromversorgung angeschlossen werden. Die Zeit der Stalllaternen und Karbidlampen
war vorbei. Es konnte mit elektrischen Werkzeugen gearbeitet werden. Besonders für die Geflügelzüchter kamen nun bessere Zeiten, sie konnten ihre Kükenheime durch Strom
beheizen.
1970 wurde das 70-jährige Vereinsjubiläum groß gefeiert. Viele Gratulanten waren erschienen. Sogar
die Waldhöferjugend kam in Scharen, wegen des Ballonwettfliegens.
1971 wurde ein großer Grillautomat gekauft und der Festplatz konnte asphaltiert werden.
Leider wurde dem Verein dann 1971 das Gelände der Zuchtanlage 2 am Speckweg von der Stadt Mannheim gekündigt. Im Dezember 1971 mussten die Ställe und Läufe den
Bulldozern weichen. Sechs Zuchtfreunde konnten in der Anlage 1 einen neuen Platz finden. Seid dieser Zeit verfügt der Verein über 34 Zuchtparzellen.
1973 konnte eine Brutmaschine gekauft werden. Von nun an waren die zahlreichen
Geflügelzüchter in der glücklichen Lage, unabhängig von Lohnbrüteeiern ihren Nachwuchs auszubrüten. Die Züchter Schäfer, Germann und Faulhaber übernahmen das Brutgeschäft. Das Vorhandensein eines
Brutapparates brachte großen Aufschwung.
Roland Strasser, der nun
bereits zehn Jahre dem Verein vorsaß, legte am 10.03.1973 den Vorsitz nieder. Im April 1973
wurde Hans Belser mit großer Mehrheit zum ersten Vorsitzenden gewählt, dieser führte den Verein bis zur denkwürdigen
Monatsversammlung vom 02.02.1974, weiter. Hier wurde der gesamten Vorstandschaft das Misstrauen ausgesprochen. Vierzehn noch anwesende Mitglieder stimmten nach heftiger Diskussion mit neun zu
vier, bei einer Enthaltung gegen die Vereinsführung. Im März 1974 wurde im Zuge einer außerordentlichen Generalversammlung wiederum Roland Strasser mit knapper Mehrheit, erneut zum Vorstand gewählt.
Am 09.06.1974 feierte die Frauengruppe 20-jähriges Jubiläum. Am 05.01.1975 wurde im Zuge der
Generalversammlung das Jubiläumsjahr eröffnet ...